Unter die Haube gebracht – aber nur bis Aschermittwoch

Bauernhochzeit
Bestens dokumentiert ist die Bauernhochzeit der kurfürstlichen Hofgesellschaft in der Münchner Residenz im Januar 1765, zu der auch ein Hochzeitszug mit 65 Paaren gehörte. Der Kurfürst und seine Frau schlüpften in die Rolle der Wirtsleute.

Mit ein bisschen Glück kann man auch im Münchner Umland am Faschingswochenende eine Bettelhochzeit erleben. Wichtigster Bestandteil einer solchen Bettelhochzeit ist der Geschlechtertausch, sodass am Ende ein spindeldürres Männlein eine wuchtige Matrone vor den Traualtar führt. Ort des Geschehens ist allerdings weder eine Kirche noch ein Wirtshaus, sondern ein Misthaufen irgendwo auf dem Dorf – und die Braut darf dann schon einmal „Claire Grube“ heißen. Ein Hochzeitszug mit phantasievoll gestalteten Wagen, eine Trauungszeremonie mit möglichst absurden Ansprachen und danach eine ausgelassene Hochzeitsfeier mit viel Musik und noch mehr Alkohol gehören ebenso zu diesem närrischen Spektakel. Die Idee zu dieser Art von Faschingsbelustigung stammt aus einer Zeit, als man noch kein Geld für Kostüme hatte. Deshalb putzten sich die kleinen Leute eben mit einfachen Mitteln heraus – was jedoch der Stimmung keinen Abbruch tat. Der älteste Nachweis für eine solche dörfliche Bettelhochzeit stammt aus Mühldorf und datiert auf das Jahr 1605. Kurioserweise hatte allerdings schon viel früher der Münchner Hof seine Freude an dieser Art von Festivität: Bereits 1536 feierte man „ain fasnachtspil ainer baurenhochzeit“.

Noch viel mehr über echte und falsche, höfische und bäuerliche, traditionelle und moderne Hochzeiten erfährt man im „Bayerischen Hochzeitsbuch“ von Martina Sepp.