Das Münchner Weihnachtswunder

Augustiner Christkindl
Das Augustinerkindl in der Bürgersaalkirche ist das Christkind der Münchner. (Foto: Anton Brandl)

Die Münchner haben ihr ganz eigenes Christkind: Jedes Jahr ist es nur vom ersten Weihnachtsfeiertag bis zum Dreikönigstag in der Bürgersaalkirche zur Verehrung ausgestellt. Die täglichen Christkindlandachten um 17 Uhr haben eine lange Tradition und sind für viele Menschen der Höhepunkt der Weihnachtszeit. Eine Legende rankt sich nämlich um das Augustiner Christkindl, ein kostbares, lebensgroßes und mit reich verzierten silbernen Bändern umwickeltes Fatschenkind. Im Jahr 1624 schlich sich ein Frater der Augustinerbarfüßer nachts zu dem heute so berühmten Kindl, um es einmal ganz allein in seinen Armen zu halten und zu wiegen. In seiner Aufregung ließ er den wertvollen Schatz seines Klosters fallen und das beinahe lebensechte Köpflein mit den schönen Glasaugen zersprang in tausend Stücke. Verzweifelt räumte der Mönch die Scherben in einen Schrank und bat Gott um Hilfe. Als das Weihnachtsfest immer näher rückte, musste er dem Prior sein Vergehen beichten. Als sie jedoch gemeinsam den Schrank öffneten, hatte sich auf wundersame Weise das Gesicht wieder zusammengefügt. Nur ein Riss an der Wange zeugt bis heute von dem Sturz. Seither verehren die Münchner ihr Augustiner Christkindl, das nach den Wirren der Säkularisation und der Aufhebung des Augustiner-Klosters im Bürgersaal der Marianischen Männerkongregation eine neue Heimat gefunden hat.

Die beiden Kunsthistorikerinnen und erfahrenen Stadtführerinnen Angelika Dreyer und Martina Sepp haben in ihrem „Münchner Adventskalender die schönsten Weihnachtsbräuche zu 24 Kalendergeschichten zusammengestellt und geben Anregungen, wie man sie in unserer Zeit wieder aufleben lassen kann.