Die City

Verkehrsknotenpunkt Stachus: Trambahnen und Doppeldeckerbusse belieferten die Altstadt mit Arbeitskräften.
Verkehrsknotenpunkt Stachus: Trambahnen und Doppeldeckerbusse belieferten die Altstadt mit Arbeitskräften.

1907 arbeitete ein Fünftel der Gesamtbevölkerung Münchens in der Innenstadt. In den Jahren von 1895 bis zu diesem Zeitpunkt, also innerhalb von nur 12 Jahren, war die Zahl der Arbeitsplätze von 27.000 auf 35.000 gestiegen. Gleichzeitig zogen etliche Bewohner der Altstadt weg, teils aus finanziellen Gründen, teils einfach nur deswegen, weil die Vorstädte mehr zu bieten hatten. Der Prozess der „City-Bildung“ hatte begonnen. Wie in den meisten Hauptstädten Deutschlands und auch Europas entstand in München die sogenannte „City“: Kleine, zum Teil sogar barocke Bauten mussten großen Geschäftsgebäuden weichen, handwerkliche Berufsstände wie Bäcker oder Lederer machten Platz für Selbstständige, Rechtsanwälte und Ärzte. Der Stachus hatte die neue Aufgabe bekommen, die nötigen Arbeiter jeden Morgen heranzuschaffen und am Abend wieder nach Hause zu bringen. Die Innenstadt gab sich kultivierter, hektischer, gierte nach Leben und Fortschritt. Das moderne München war geboren.
Der Wandel der Stadt München vom 15. Jahrhundert bis zur heutigen Zeit ist voller bewegender Momente und schleichender Veränderungen. In einem weiten zeitlichen Bogen von der mittelalterlichen Stadtanlage bis zu städteplanerischen Tendenzen der Gegenwart verfolgt der Historiker Dr. Karl Gattinger die Phasen und Umbrüche der Münchner Innenstadt.