Münchner Geschichte(n) 4/2010: Schätze in der Alten Münze

Liebe Leserin, lieber Leser,unter den kunsthistorisch herausragenden Bauwerken Bayerns gehört sie zu den unbekanntesten: die Alte Münze. Von Herzog Albrecht V. 1563-67 errichtet, beherbergt sie den frühesten Renaissance-Hof nördlich der Alpen – übrigens für Besucher frei zugänglich. Auch die Institution, die in diesen ehrwürdigen Räumlichkeiten ihren Sitz gefunden hat, gehört zu den herausragendsten, aber unterschätzten in Bayern: das Landesamt für Denkmalpflege. Über 350 Mitarbeiter tragen unter Generalkonservator Prof. Egon Johannes Greipl Sorge für beachtliche 120.000 bayerische Baudenkmäler. Das heißt dokumentieren, bewahren und pflegen – seit mittlerweile über 100 Jahren.
Gerade im Innenhof der Alten Münze in München kann man noch immer einen Hauch Italien spüren. Heute ist das Gebäude Sitz des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege (alle Fotos: BLfD).
Weinhaus zum Rothen OchsenEine der 50 schönsten denkmalgeschützten Gaststätten Bayerns: das Weinhaus zum Rothen Ochsen in Rothenfels mit barocker Decke und Biedermeiervertäfelung. Dabei darf man nicht nur an Neuschwanstein und den Bamberger Dom denken. Zu den bayerischen Bau-Schätzen gehören auch Repräsentanten der bayerischen Lebensart wie Wirtshäuser, Weinstuben und Cafés. So manche Burg bereitet dem Landesamt sicher weniger Sorge als der Erhalt einer altbayerischen Wirtsstube, die der Besitzer modernisieren will. Nur wenige bayerische Gaststuben haben den Modernisierungsdrang der vergangenen Jahrzehnte überdauert und künden von der traditionsreichen Gaststättenkultur unserer Vorväter in Franken, Schwaben und Altbayern. Die 50 schönsten von ihnen hat das Landesamt für die Publikation „Genuss mit Geschichte“ zusammengetragen.
Doch die Schätze, die das Landesamt hütet, gehen noch weit darüber hinaus. Aus der frühesten Zeit des Denkmalschutzes – Ende des 19. Jahrhunderts – stammen fotografische Aufnahmen von Gebäuden, Ensembles und Alltagssituationen im Straßenbild, die über 130 Jahre nach ihrem Entstehen von einer längst untergegangenen Welt künden. Die Pilgersheimer Straße, um 1895
Die Pilgersheimer Straße in München-Giesing zeigt auf einer Aufnahme des Landesamtes um 1895 noch immer einen eindeutig dörflichen Charakter.
Die Pilgersheimer Straße, um 1910 Diese Fotografien wurden ab 1890 auf Gelatineplatten gefertigt, und zeigen noch immer gestochen scharf und bestens erhalten die Lebenssituation in einer Zeit der Urbanisierung und Technisierung. Beispielhaft für diese fotografischen Raritäten aus dem Landesamt sind die Herbergsviertel in Au, Haidhausen und Giesing, die es in „Münchner Lebenswelten im Wandel“ nachzuerleben gilt.
Derselbe Abschnitt ca. 15 Jahre später: Straßenpflasterung, Trambahn und Großbauten markieren den Einfluss der Großstadt.