Bayerische Geschichte(n), 25/2017: „Das schmeckt ja wie zu Hause“

Der Heringssalat wird in Pommern traditionell als Vorspeise gereicht (Fotos: Christian Martin Weiß).

Liebe Leserin, lieber Leser,

der Name der Region Pommern stammt eigentlich von dem slawischen Wort „Pomorje“ ab, was so viel wie „am Meer“ bedeutet. Eine ebenso schöne wie passende Bezeichnung für ein Gebiet, in dem Fischgerichte einen wichtigen Teil der Küche ausmachen. Vor allem der schmackhafte Hering wird bei den Pommern gern verarbeitet. Zu Recht beliebt ist der Heringssalat, der zwar traditionell als Vorspeise serviert wird, jedoch mit seiner gehaltvollen Zutatenliste auch jederzeit zum Hauptgang aufgewertet werden kann. Neben dem zentralen Matjeshering lässt sich das Gericht mit Garnelen, Kapern, Tomaten, Silberzwiebeln und Gewürzgurken wunderbar verfeinern. Die Beigabe von gebratenen Kalbsschnitzelwürfeln mag zwar zunächst überraschen, trägt aber unverzichtbar zum Geschmackserlebnis bei. Dass der Hering aufgrund seines Fettgehalts schon mal schwer im Magen liegen kann, scheint den Pommern nichts auszumachen, denn: „Ein pommerscher Magen kann alles vertragen!“

Der Masurische Wildpfeffer wird mit Preiselbeeren und Sauerrahm angerichtet.

In der kulinarischen Welt Ostpreußens finden sich viele wertvolle Küchengeheimnisse: Südlich der Ostseeküste, zwischen dem Weichsel-Delta und dem Fluss Memel gelegen, war die Region als fruchtbares Agrarland vor allem für die Kartoffel-, Saat- und Rinderzucht bekannt. Aber auch die Jagd auf die zahlreichen Wildarten trug zum abwechslungsreichen Speiseplan bei. Ein typisches ostpreußisches Wildgericht ist zum Beispiel der „Masurische Wildpfeffer“, der aus einem Gulasch vom Reh oder Hirsch, gemischt mit angebratenem Schweinenacken und -bauch, in einer dunklen, würzigen Rotweinsoße besteht – einer der schmackhaftesten Beweise, dass die ostpreußische Küche weitaus mehr zu bieten hat als nur die allseits bekannten Königsberger Klopse.

Der Mohn-Streuselkuchen ist der perfekte Begleiter zu einer Tasse Kaffee.

Bei einem klassischen Drei-Gänge Menü darf das Dessert selbstverständlich nicht fehlen. Als krönenden Abschluss würden wir eine Delikatesse aus Schlesien vorschlagen: Die weite Schlesische Tiefebene hatte landwirtschaftlich sogar noch größere Bedeutung als die grünen Fluren Pommerns und Ostpreußens. Beliebt waren hier vor allem Hefekuchen mit Mohn und Streuseln als süßer Schlusspunkt eines feierlichen Essens oder als perfekte Begleiter zum Kaffee. Der Teig eines solchen Mohn-Streusel-Kuchens besteht aus nur wenigen Grundzutaten, der „Star“ der Nachspeise sind die gemahlenen dunklen Mohnsamen. Kombiniert mit Mandeln und Zimt, werden sie als Füllung auf den ausgerollten Hefeteigboden gestrichen und dann mit der zweiten Hälfte des Teigs bedeckt, bevor die Streusel auf der Masse gleichmäßig verteilt werden. Goldgelb backen, kurz abkühlen lassen und sofort genießen!

Ob Pilav, Piroggen oder Pilzsuppe, Borschtsch, Böhmische Knödel oder die berühmten Königsberger Klopse – sie alle tragen zur historisch gewachsenen Vielfalt der regionalen Küche bei und sind längst nicht mehr von deutschen Speisezetteln wegzudenken. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren es die vertriebenen Deutschen aus dem östlichen Europa, die diese Gerichte mit in ihre neue Heimat brachten. Das Kochbuch „Kann Spuren von Heimat enthalten“ vereint eine Auswahl traditioneller Rezepte, die aus dem Baltikum, aus Ostpreußen, Pommern, Schlesien, Böhmen und Mähren, aus der Slowakei und der Bukowina stammen, und auch den Russlanddeutschen, Donauschwaben und den Siebenbürger Sachsen wurde in den Kochtopf geschaut. Alle Rezepte sind so konzipiert, dass sie jedermann nachkochen kann: Der eine wird die Speisen mit dem früheren Zuhause verbinden, dem anderen wird‘s einfach schmecken!