Bayerische Geschichte(n), 23/2015: Wie der Fredl das Musikkabarett erfunden hat

Mit Pagenkopf, Vollbart und Gitarre wurde Fredl Fesl Mitte der siebziger Jahre quasi über Nacht berühmt. (Foto: Archiv Fredl Fesl)
Mit Pagenkopf, Vollbart und Gitarre wurde Fredl Fesl Mitte der siebziger Jahre quasi über Nacht berühmt. (Foto: Archiv Fredl Fesl)

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Bin i froh, dassd do bist! Heit muasst spuin!“ Damit hatte Fredl Fesl nicht gerechnet, denn eigentlich hatte er auch an jenem denkwürdigen Abend seine Gitarre nur dabei, um sich – als Musiker getarnt –am Kassenfräulein vorbei in sein Stammlokal zu schmuggeln. Das „Song Parnass“ in der Einsteinstraße war im München der 70er Jahre die angesagte Musikkneipe. Dort wurde Fredl Fesl nach diesem ersten Abend, an dem er für eine kurzfristig ausgefallene Band einspringen musste, sozusagen versehentlich und über Nacht berühmt: Das Publikum war so begeistert von diesem lustigen Vogel mit der Gitarre, dass es ihn am nächsten und am übernächsten Tag gleich wieder hören wollte und auch gleich noch Freunde und Bekannte hinschickte.

Der Handstand war fast 25 Jahre die Zugabe bei den Konzerten von Fredl Fesl - eine Zeit lang trat er aber auch als Zirkusakrobat auf. (Foto: Archiv Fredl Fesl)
Der Handstand war fast 25 Jahre die Zugabe bei den Konzerten von Fredl Fesl – eine Zeit lang trat er aber auch als Zirkusakrobat auf. (Foto: Archiv Fredl Fesl)

„Grüaß Gott beianand, ich bin da Fredl und möchte euch heit ein paar niederbayerische Lieder aus meiner niederbayerischen Heimat Niederbayern vorsingen. Des heißt, eigentlich möchte ich nicht, aber der Waschke Klaus, der hat gsagt, i soll auf die Bühne und irgendwas macha. Weil i der oanzige bin, der a Gitarre dabei hat, muaß praktisch i auf d’Bühne, weil sonst koane Musiker da san. Aber des sagma neamands …“ Immer wieder fiel ihm etwas ein, was er noch sagen musste. So etwas hatte es bis dahin noch nicht gegeben: Ein Bühnenprogramm ohne Programm, eineinhalb Stunden kuriose Improvisation und hintersinnige Geschichten, dazwischen ein paar Lieder, manchmal einfach nur altbekannte Volkslieder, für die er neue, völlig verquere Texte erfunden hatte. Kein Wunder, dass der junge Star mit der Prinz-Eisenherz-Frisur und dem Vollbart bald übermütig wurde.

Um das Jahr 1980 haben Hans, Michael und Stofferl Well als Biermösl Blosn und Gerhard Polt zusammengefunden. (Foto: Dr. Alexander Früchtel)
Um das Jahr 1980 haben Hans, Michael und Stofferl Well als Biermösl Blosn und Gerhard Polt zusammengefunden. (Foto: Dr. Alexander Früchte)

Als er einmal bei einem Auftritt im „MUH“, dem legendären „Musikalischen Unterholz“ in der Hackenstraße, in der Pause mit einigen jungen Leuten in Tracht ins Gespräch kam, die ihm erzählten, dass sie von einem eigenen Volksmusikauftritt kämen und dass sie alle Geschwister seien, da bat er den jüngsten von ihnen mit seiner Trompete auf die Bühne. Aus der Idee, den braven Musikanten mit seinen eigenen Trompetenkünsten zu übertrumpfen, wurde dann aber leider gar nichts – denn er hatte Stofferl Well, das musikalische Wunderkind der späteren Biermösl-Blosn auf die Bühne geholt. Und der spielte ihn in Grund und Boden. Die Legende aber besagt, dass Hans Well an diesem Abend beschloss, es dem großen Fredl Fesl und seiner Erfindung, für die sich erst später der Begriff „Musikkabarett“ etablierte, nachzutun.

In seiner Autobiografie „Ohne Gaudi is ois nix“ blickt Fredl Fesl auf seine ungewöhnliche Karriere zurück. In ebenso locker wie nachdenklich geschriebenen Anekdoten erinnert er sich an die schönsten und merkwürdigsten Begebenheiten in seinem Leben. Prominente Wegbegleiter wie Mike Krüger, Konstantin Wecker und Hans Well haben ihre persönlichen Erinnerungsgeschichten beigesteuert.