Bayerische Geschichte(n), 20/2017: Die schönsten historischen Gasthäuser

Die Gaststube im Gasthaus zur Mühle mit rustikaler Ausstattung aus dem 19. Jahrhundert (Foto: Christian Weiss)
Die Gaststube im Gasthaus zur Mühle mit rustikaler Ausstattung aus dem 19. Jahrhundert (Foto: Christian Weiss)

Liebe Leserin, lieber Leser,

eines dieser Denkmäler ist das Gasthaus zur Mühle in Straßlach. Namensgeber des am Isarkanal gelegenen Wirtshauses sind drei ehemalige Mühlen, die im Jahr 1007 erstmals urkundlich erwähnt werden. Der Bau gründet auf den Fundamenten eines älteren Wohn- und Wirtschaftsgebäudes und wurde 1815 errichtet. Eines der vielen Highlights der historischen Wirtsstube ist einer der Tische, der – der Schnitzerei an der Zarge zufolge – 1858 angefertigt wurde. Nicht nur das Ambiente und die idyllische Umgebung, sondern auch Europas längste Floßrutsche, die unterhalb des Gasthofgartens verläuft, machen das Gasthaus zur Mühle zu einem attraktiven Einkehrort für Ausflügler.

Die mächtigen Säulen im Gastraum des Tattenbach akzentuieren das ehemalige "Burgstübl" zeittypisch (Foto: Johannes Schimpfhauser).
Die mächtigen Säulen im Gastraum des Tattenbach akzentuieren das ehemalige „Burgstübl“ zeittypisch (Foto: Johannes Schimpfhauser).

Ein hervorragendes Beispiel der Münchner Wirtshauskultur aus der prunkvollen Prinzregentenzeit ist das beeindruckende „Tattenbach“. Das älteste Lokal im Stadtteil Lehel verdankt seinen Namen der Familie von Tattenbach, die im 17. Jahrhundert an jenem Ort Unterkünfte für Tagelöhner besaß, welche im 19. Jahrhundert Neubauten weichen mussten. Das Wirtshaus wurde im Jahr 1900 unter dem Namen „Weinetablissement zum Burgstüberl“ eröffnet und spiegelt bis heute die zur Bauzeit in Mode gewesene Ritterromantik wider. Ein Wandbild an der Nordseite des Innenraums, das den Einzug des Kaisers Ludwig des Bayern nach der Schlacht bei Ampfing zeigt, versetzt seinen Betrachter in die Ritterzeit. Heute präsentiert sich das „Tattenbach“ vor allem als modernes Speiselokal mit gemütlicher Atmosphäre.

Spätbarocke Freude am Ornament, beispielhaft zelebriert am Gasthausportal der Alpenrose in Grainbach
Spätbarocke Freude am Ornament, beispielhaft zelebriert am Gasthausportal der Alpenrose in Grainbach (Foto: Michael Forstner, BLfD)

Am Fuß des Grainbacher Kirchhügels steht der im Jahr 1781 erbaute Gasthof „Alpenrose“, der bereits in der fünften Generation in jahrhundertealter Gastwirttradition fortgeführt wird. Die malerisch-prächtige Außenfassade ziert ein luftiges Rokoko-Wandgemälde, ein von Säulen gerahmtes Feld verrät uns die Aufgaben des damaligen Besitzers: So hatte er das Amt des Mesners inne, war aber auch Wirt und Bäcker. Flache, stuckierte und marmorn gefasste Wandpfeiler mit aufliegenden Halbvoluten und Rosenzweigen rahmen die einladende Haustür ein. Ebenso bieten das Innere des Gasthauses und die angebotene bayerische Küche einen stimmigen und traditionsbewussten Gesamteindruck.

Die Römer waren es, die das Gasthaus  nach Oberbayern brachten, die Existenz gewerblicher Gasthöfe wird allerdings erst im 13. Jahrhundert schriftlich belegt. Im Laufe der Zeit erhielten sie einen gewissen Stellenwert in der bayerischen Lebensart; sie werden Orte des geselligen Beisammenseins. Heute gibt es sie immer noch, die Gasthöfe aus jener Zeit – in unserem Band „Genuss mit Geschichte. Einkehr in Denkmälern – Gasthäuser in Oberbayern“ sind 51 ausgewählte Gaststätten versammelt, die durch ihre unverfälschte Originalität und ihren Traditionsreichtum als lebendige Vertreter einer in Jahrhunderten gewachsenen Wirtshauskultur noch heute ein historisches Schmankerl bieten.