Bayerische Geschichte(n), 15/2018: Zuhause bei den Wittelsbachern

Ludwig I. von Bayern in vollem königlichem Ornat. Links ist auf dem Tisch die bayerische Königskrone zu sehen, die offiziell nie eines der regierenden Häupter zierte, sondern immer nur auf dem Präsentationskissen zum Einsatz kam (Bild: Bayerische Staatsgemäldesammlung).

Liebe Leserin, lieber Leser,

beinahe 113 Jahre lang wurde Bayern von Königen – und einem Prinzregenten – aus dem Herrscherhaus Wittelsbach regiert. Doch kaum einer hat die Residenzstadt München so sehr geprägt wie Ludwig I. „Ich will aus München eine Stadt machen, die Teutschland so zur Ehre gereichen soll, dass keiner Teutschland kennt, wenn er nicht München gesehen hat“, versprach der junge Monarch und leitete damit eine Regierungszeit ein, die unsere heutige Landeshauptstadt zur führenden Kunstmetropole Europas machte. Ludwigs I. Lieblingsarchitekt Leo von Klenze, dicht gefolgt von Friedrich von Gärtner, schuf im Auftrag des Königs ebenso monumentale wie ästhetische, manchmal geradezu feingliedrige Prachtbauten, von dem Ensemble am Königsplatz über die Allerheiligen-Hofkirche in der Residenz bis zum Monopteros im Englischen Garten.

Die berühmte Terrasse des „Tambosi“ mit Blick auf die Theatinerkirche und die Feldherrnhalle – letztere ein Werk des Architekten Friedrich von Gärtner (Foto: Reiter/München Tourismus).

Der Odeonsplatz zählt auch zu den Orten Münchens, denen Klenze und Ludwig I. gemeinsam ihren Stempel aufdrückten. Das Bazargebäude, das Hofgarten und Odeonsplatz trennt, entstand, nachdem eine alte Turnierhalle aus dem 17. Jahrhundert abgerissen worden war. Klenze plante an ihrer Stelle den heutigen langgestreckten Bau, der von Anfang an kleine Geschäfte, aber auch Gastronomie beherbergte. Zum Hofgarten hin fügte er den einladenden Arkadengang an, dessen Decke einen zweiten Blick lohnt – sie ist mit historischen Motiven aufwendig bemalt. Im südlichen Teil des Bazargebäudes mietete sich gleich zur Eröffnung das Lokal „Tambosi“ ein, das noch heute die wohl beliebteste Terrasse Münchens besitzt. Der italienische Koch Luigi Tambosi machte sein Kaffeehaus schnell zum Treffpunkt der mondänen Münchner Gesellschaft, König Ludwig I. höchstpersönlich zählte zu den Stammgästen.

Der originelle Bau des Bayerischen Nationalmuseums. Das Reiterstandbild rechts wurde dem Prinzregenten 1901 vom Münchner Magistrat zum 80. Geburtstag verehrt (Foto: Bayerisches Nationalmuseum).

Dass Ludwig I. nicht nur die Porträts reizvoller Frauen in seiner Schönheitengalerie sammelte, sondern auch ein entzückendes Bild seines Lieblingshunds anfertigen ließ, ist kaum bekannt. Das Porträt des treuen Begleiters ist heute im Bayerischen Nationalmuseum ausgestellt, zusammen mit beeindruckenden Werken aus 2.000 Jahren bayerischer und gesamteuropäischer Kunst und Kultur. Ludwigs Sohn und Nachfolger Maximilian II. hatte den Anstoß zur Einrichtung eines Nationalmuseums gegeben, das 1859 in der Maximilianstraße entstand. Schon 1894 musste man aber mit einem neuen Bau in der Prinzregentenstraße beginnen – die Sammlung war rasend schnell gewachsen und brauchte mehr Platz. Prinzregent Luitpold konnte 1900 die erste Ausstellung in den neuen Räumen eröffnen. Dabei war – und ist – allein das Museumsgebäude schon eine Schau: Architekt Gabriel von Seidl entwarf eine Mischung aus Schloss, Kloster und Burg mit Fassaden in den schmückenden Stilen der deutschen Renaissance, des Barock und Rokoko.

Die Königsepoche gilt vielen als die glanzvollste und glücklichste Zeit Bayerns – auch wenn die rebellischen Untertanen ihren letzten König 1918 ins Exil jagten und seitdem stolz die Fahne des Freistaats schwenken. Die Historikerin und Stadtführerin Susanne Herleth-Krentz führt nun alle Geschichts- und Architekturbegeisterten mitten hinein ins „Königliche München“: Auf ihrer Entdeckungstour zu Herrschaftssitzen und Prachtstraßen mit 51 Stationen verrät sie zahlreiche Anekdoten zu Leben und Wirken der gekrönten Häupter und gibt Tipps für den perfekten Einkehrschwung.