Bayerische Geschichte(n), 14/2019: Von Baumeistern, Henkern und berüchtigten Raubrittern

Liebe Leserin, lieber Leser,

München, charmante Metropole und Millionendorf, hat seit seiner Geburtsstunde im Jahr 1158 viel zu bieten – für Touristen wie Einheimische. Wer die mittelalterlichen Wurzeln der Stadt entdecken will, folgt am besten der Historikerin Susanne Herleth-Krentz auf ihrem Spaziergang durch „Das alte München“: Entlang des Verlaufs der einstigen Stadtmauern samt ihrer großen Tore geht es von der ältesten Kirche Münchens bis zum Sebastiansplatz mit seinen spätgotischen Seifensiederhäusern. Es werden Geschichten von Drachen und anderen Ungeheuern erzählt und für die perfekte Auszeit sorgen Insider-Tipps zum Einkehren und Verweilen.
Erhältlich in deutscher und englischer Sprache.

Blick auf das Alte Rathaus (Foto: München Tourismus/Sciosia)

Dass München ein stets beliebter Anziehungspunkt für Menschen aus nah und fern sein würde, zeichnete sich schon früh ab: 1158 erhob Kaiser Friedrich Barbarossa die bis dato unscheinbare Siedlung „apud Munichen“ (bei den Mönchen) zum Markt München mit Zollbrücke und Münze und kaum 17 Jahre später schloss ein erster Mauerring die schnell zu Reichtum gekommene und enorm gewachsene Stadt ein. Wieder 100 Jahre später war dieser viel zu klein geworden für die 10.000 Menschen, die mittlerweile in München leben und arbeiten wollten. Eine zweite, deutlich weiter gefasste Stadtmauer musste her. Das Alte Rathaus am Marienplatz, das Teil des ersten Mauerrings gewesen war, wurde nun als Talburgtor in den zweiten Ring integriert. Von einem Blitzschlag zerstört, nahm sich der berühmte Dombaumeister Jörg Ganghofer seiner an und errichtete es im spätgotischen Stil neu; heute noch beeindruckt sein zentraler Saalbau mit dem Tonnengewölbe, das zu den architektonischen Meisterleistungen der Münchner Gotik zählt.

 

Detail des Fischbrunnens auf dem Marienplatz (Foto: München Tourismus/S. Müller)

Im Erdgeschoss des Alten Rathauses befand sich im Mittelalter das Münchner Stadtgefängnis. Überhaupt residierte Justizia einst mitten in der Stadt: Auf dem Marienplatz wurden nicht nur Märkte abgehalten und Münzen geprägt, es wurde auch Recht gesprochen – Galgen auf dem Platz inklusive. Den gefürchteten Raubritter Diez von Swinburg verurteilte man hier um das Jahr 1300 zum Tode durch Enthauptung. Dass er aber, wie der Seeräuber Klaus Störtebeker, kopflos an der Reihe seiner Spießgesellen vorbeigelaufen und so deren Freilassung erwirkt haben soll, gehört wohl ins Reich der Legenden. Heute verbindet man zum Glück weniger blutige Traditionen mit dem Marienplatz. Im Fischbrunnen werden am Rosenmontag z.B. noch immer die Metzgerburschen mit ihrem „Metzgersprung“ zu Gesellen und anschließend in St. Peter, der ältesten Kirche Münchens, freigesprochen.

 

Die einstige Privatkirche St. Johann Nepomuk der Gebrüder Asam (Foto: München Tourismus/Sciosia)

Vom Marienplatz zum Sendlinger Tor ist es heute nur ein kurzer Spaziergang durch einen kleinen Teil der Innenstadt, im Mittelalter hätte man sich dagegen vom Mittelpunkt der Stadt bis an ihren südlichsten Rand bewegt. Auch hier lag einst einer von Münchens Richtplätzen: Auf der nahen „Teufelsbrücke“ wurden Übeltäter ausgepeitscht. Das Haus des Scharfrichters selbst stand um 1320 vor dem Sendlinger Tor, nahe der Mauer. Im Südturm des Tors soll sogar ein besonders renitenter Verurteilter lebendig eingemauert worden sein – manche meinen, zur Geisterstunde noch seine Schreie hören zu können. Weniger schaurig, aber nicht weniger beeindruckend sind die Spuren des alten Münchens in der Sendlinger Straße: Die Kirche St. Johann Nepomuk, ein Kleinod des Hochbarock, errichteten die gefeierten Brüder Asam – ihres Zeichens Bildhauer, Stuckateure, Maler und Architekten – als Privatkapelle neben ihrem Wohnhaus. Die schier umwerfende Pracht des Kirchenbaus lässt sich nur einen Steinwurf entfernt in der Gaststätte Hackerhaus stilvoll bei bayerischen Klassikern verdauen.