PI: Dachauer Elegien

Dachauer Elegien – Heimat in einer globalisierten Welt

Überall in der Welt gibt es „Heimaten“, in der Ferne und in der Nähe. Überall gibt es Menschen, die sich Heimaten verbunden fühlen, überall gibt es aber auch Diktaturen, Vertreibungen, Zwangsumsiedelungen, Gleichschaltung, Verelendung, Folter, Todesstrafe. „Wir können nicht so tun, als ob das alles die konkrete Heimatpflege in Bayern nichts anginge“, sagt Norbert Göttler, seit 2011 Bezirksheimatpfleger für Oberbayern. Es sei schwer nachzuvollziehen, mit welch liebevoller Detailgenauigkeit sich die Heimatpflege um Trachten und Musikkultur, um Bräuche und Denkmäler kümmere, während gleichzeitig wirklich lebens- und kulturverändernde Umwälzungen mit zunehmender Wucht auf Dörfer und Städte heranrollen.

Heimat kann längst kein eng umgrenzter Begriff mehr sein. In der globalisierten Welt wird unsere Heimat mehr und mehr auch die Heimat des Anderen, die es gemeinsam zu gestalten gilt. Heimatpflege darf sich nicht mehr im Bewahren der Vergangenheit erschöpfen, erst recht nicht sich auf Einzelaktionen und singuläre Liebhabereien beschränken. Sie muss vielmehr vergangene wie auch gegenwärtige und zukünftige Lebensprozesse reflektieren, Zukunftsvorsorge treffen und gemäß ihrem Auftrag „vorhandenen Werten neue hinzufügen“: das Fremde integrieren und als Bereicherung verstehen.

Norbert Göttler ruft eindringlich dazu auf, die größer gewordene Heimat unter humanitären Gesichtspunkten zu bewahren. Das Buch „Dachauer Elegien – Heimat in einer globalisierten Welt“ verbindet aber auch einen literarischen mit einem künstlerischen Blick auf eine Heimat, die von schweren Verwerfungen und Brüchen der Vergangenheit geprägt ist: Norbert Göttler und Norbert Kiening, beide Jahrgang 1959, sind in der kleinen Gemeinde Prittlbach in unmittelbarer Nähe zum ehemaligen KZ Dachau aufgewachsen. Die Auseinandersetzung mit der Zeitgeschichte hat Autor und Künstler nachhaltig geprägt und führte nun erstmals zu einer publizistischen Gemeinschaftsarbeit.